HANDPUPPEN
Der erste visuell erfahrbare Nachweis einer Handpuppe ist etwa 1500 Jahre alt, er stammt aus Südamerika und ist dort auf einem Felsrelief der Maya-Kultur zu sehen. Der zweitälteste bildliche Nachweis einer Handpuppe stammt aus Europa in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Jehan de Grise, ist somit knapp 700 Jahre alt. Über beide Abbildungen habe ich ausführlich unter dem Titel KASPER geschrieben (s.u.).
Eine direkte Verbindung beider Handpuppenzeugnisse wird niemand annehmen können, da kulturelle Verbindungen zwischen Südamerika und Europa zu jenen Zeiten noch nicht existierten, Kolumbus hatte Amerika noch lange nicht entdeckt.
Für eine spontane und unabhängige Entstehung von Handpuppen dort wie hier gibt es keine Anhaltspunkte. Aus zeitlicher Sicht ist mein Hinweis, dass es sich bei der Zipfelmütze des Kaspers - zu denken wäre an den Hohnsteiner Kasper und an den englischen Punch - um ein sehr prominentes Relikt aus der germanischen Mythologie handelt, fast unbedeutend im Vergleich zur zeitlichen Dimension einer kulturellen indirekten Verbindung beider Handpuppenzeugnisse. Aus Sibirien kommend wurde der amerikanische Kontinent über die bis vor etwa 10000 Jahren bestehende Landbrücke der Behringstrasse besiedelt. Wir befinden uns in der Altsteinzeit.
So weit diese Zeit entfernt ist, so tritt sie uns im Kasper doch sehr nah. Seine nach vorn unten gezogene Nase, sein Gebiss und sein zur Nase korrespondierendes nach vorn oben gezogenes Kinn weisen auf einen sehr alten Fruchtbarkeits- und Todesritus, der aus Sibirien stammt. Ob es in jenen Zeiten auch schon Handpuppen gab, weiss niemand, aber daß Schamanen mit Handpuppen etwas anfangen konnten, belegt der Schamane auf dem Felsrelief der Maya.