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FIDENA
1977, DESASTER
1978, AUFBRUCH/WENDE
1979, 23. FIDENA
1980, 24. FIDENA
1981, 25. FIDENA
1982, 26. FIDENA
1983, 27. FIDENA
1984, BURMA
1985, 29. FIDENA
1986, CHENGDU
1987, VILNIUS
1988, 32. FIDENA
1989, 33. FIDENA
1990, 34, TOMSK
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1978 - WENDE/AUFBRUCH

 

Aus meiner Festivalkatastrophe des Vorjahres hatte ich nachhaltig gelernt. Es begann jetzt an einem Freitag und endete an einem Sonntag, viele Aufführungen bei freiem Eintritt, ansonsten sehr zivile Preise. Es zeichnete sich ab, dass es kein übergreifendes Thema geben konnte, dafür war das Festival mit zehn Tagen schon zu groß, die Formen, auch die Grenzbereiche zum Figurentheater wollte ich zeigen, zu unübersichtlich, die Inhalte zu verschieden. Künstlerische Qualität und Innovation sollten zunehmend ohne Ausrutscher gewährleistet sein und zum Markenzeichen werden, Internationalität stets vorausgesetzt.

Die in den Ostblock bereits mit meinem ersten Festival prominent eröffneten Kontakte sollten ausgebaut und jährlich mit Aufführungen auf dem Festival und mit Anschlussaufführungen in anderen Städten eingelöst werden. Natürlich waren diese auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges Ausnahmeerscheinungen, sie waren bewusst gesetzte politische Zeichen der Verständigung, die stets mit dem Risiko des Scheiterns aus eben politischen Gründen behaftet waren. Zum Glück gab es einige Kulturamtsleiter, die meine Bemühungen unterstützten, indem sie mir eine Aufführung dieser Ostblocktheater im Anschluss an mein Festival - die erste Aufführung in der Bundesrepublik fand ohne Ausnahme immer in Bochum statt - abkauften, für mich zum Selbstkostenpreis, denn einen finanziellen Gewinn musste und wollte ich nicht machen. Und es gab in den Ostblockstaaten einige beherzte Männer und Fauen, die sich vehement für eine Einladung nach Bochum einsetzten. Es gab zu jener Zeit so gut wie keine andere Möglichkeit mit einem gesamten Ensemble in ein kapitalistisches Land zu kommen.

Der Direktor des Staatlichen Figurentheaters Sofia kam Ende 1977 unangemeldet in mein Büro - wie hatte er ein Visum erhalten, wie hatte er die Reise geschafft - knallte eine Flasche Anisschnaps auf meinen Schreibtisch und hatte auch zwei Gläser dabei. Ich kannte diesen Schnaps nicht. Das Material über sein Theater und mehrere Inszenierungen breitete er aus, wir leerten die Flasche, zumindest ich auf nüchternem Magen, brüderlich, und ich war noch zwei Tage später benebelt, der Alkohol wollte und wollte sich nicht abbauen. Nie wieder habe ich dieses Gesöff angerührt. Wann ich die Einladung ausgesprochen hatte, ist mir nicht mehr erinnerlich, um mit den Worten Helmut Kohls zu sprechen, der immerhin zu Zeiten seiner Gehirnlöcher nüchtern war, ich hatte zum Festival einige passable Aufführungen einer Bühne aus Bulgarien, per Bus, weit angereist.

Die Kontakte zur DDR waren mir ein besonderes Anliegen, man muss sich doch wohl verständigen können. Ich hatte eine Oma in Westberlin und in Ostberlin eine entfernte Verwandte, wir möchten ihr bitte keine Pakete mehr schicken, sie bekäme Schwierigkeiten, viele Jahre später die Auflösung, sie war die Sekretärin des Sekretärs von Harry Tisch, der als Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED und Vorsitzender des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes der DDR immer besoffen war, viel Arbeit für seinen Sekretär und dessen Sekretärin, eine Vertauensperson somit,  in gehobener Stellung.

Als Sechzehnjähriger in einer SPD nahen Gruppe eine Busreise von Hamburg nach Ostberlin - Sie befinden sich hier in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik - mit angekündigter Diskussion beim Bürgermeister. Der Marxismus-Leninismus ist wissenschaftlich begründet, die wissenschaftliche Richtigkeit der DDR-Politik ist wissenschaftlich bewiesen. Na dann war ja alles klar, unsere Gruppenleiter sahen alle Felle davonschwimmen, auf die verschienen Begriffe von Wissenschaft hatte uns niemand hingewiesen. Mir hatte man sowieso den Mund verboten, denn ich hatte mich mit Hilfe eines kleinen Büchleins in der Jackentasche auf einige Fragen zu einigen Volksarmeegenerälen, die vorher den Eid auf Adolf Hitler geschworen hatten, vorbereitet. Beim Anblick dieses Büchleins in der Hauptstadt der DDR wurde unserer Leiterin, es gab noch einen älteren Herrn, der davon nichts wusste, blass um die Nase.

Am Abend Theaterbesuch, zur Pause war Buffet mit Sekt angesagt, alle rasten raus, das erste Buffet meines Lebens, leckere Schnittchen und ein Glas Sekt, die haben es gut hier. Am Vormittag Empfang bei einem Bürgermeister in West-Berlin, Zigarrenkästen auf dem Riesentisch, mein Opa konnte das, einige von uns auch, die Toilette war zum Glück nahe. Und mit Ginny war ich 1974 auf dem Fernsehturm und im Pergamonmuseum. Das war mein DDR-Bild, arg distanziert.

Dr. Richard Purschke, wir waren von der CSSR zu einem Festival in Chrudim eingeladen worden, teilten ein Zimmer, er entschuldigte sich für seine dünnen Beinchen, er betreibe keinen Sport, dieser brave Mann, weit und breit der einzige, der sich seit vielen Jahren in der Bundesrepublik mit nationalem und internationalem Figuren-theater auf wissenschaftlichem Niveau beschäftigte, er gab mir den Tipp, den Carl Schröder zum Festival einzuladen, er spiele zwar nicht mehr, aber er könne über das Figurentheater in der DDR sicherlich einen Vortrag halten und vor allem, er sei reisefähig. Was ist das?

Wenn die Sicherheitsorgane - man musste sich das als Körper vorstellen, ohne eine Antwort auf eine Funktion anderer Organe zu erwarten - wenn sie also sicher sind, dass Du nach der Ausreise aus der DDR in ein kapitalistisches Land, in Feindesland somit, sicherlich, nein sicher wieder in die DDR zurückkehrst, dann bist Du reisefähig, vorausgesetzt, Du hast die Person, die einen von mehreren entscheidenden Stempeln in der Hand hält, nicht beleidigt, schon gar  nicht beschimpft oder provoziert oder auch nur durch Deine auffällige Existenz, denn immerhin willst Du ja mal raus, eifersüchtig gemacht.

Carl Schröder, der alte Handpuppenspieler, fleißig eingespannt in die Kulturarbeit der Nationalsozialisten, war Rentner und mit einer weitaus jüngeren Frau wieder verheiratet, die dann natürlich nicht mitreisen durfte, das war wichtig, hätte er mit seiner starken, tiefen, täglich eingeübten Stimme, mindestens eine halbe Stunde täglich, gesagt. Er kam nicht, hielt seinen Vortrag nicht, nachdem mir am ersten Festivaltag per Telegramm mitgeteilt worden war, eine deftige Zumutung, wie soll man auf diese Weise ein Festival organisieren,  er hätte kein Visum erhalten, auch Frieder Simon, noch aktiver Handpuppenspieler, hatte schon früher abgesagt, könne nicht kommen, Visum? Seit wann brauchte ein Bürger der sogenannten 'DDR', er gilt als Deutscher, und es gab nur einen deutschen Staat, den bei uns, das da drüben war nur eine zeitweise fremdbesetzte Zone, wozu ein Einreisevisum? Teuflisches Missverständnis, sie brauchten ein Visum für die Ausreise aus ihrer sozialistisch-kommunistisch-marxistisch-leninistischen  Deutschen Demokratischen Republik, damit sie bei Rückkehr wieder einreisen durften.

Wie ich im Vorjahr bereits die drei lokalen Bühnen zum Festival eingeladen und damit jeglichen Vorwurf einer Verachtung oder Geringschätzung ihnen gegenüber für die Zukunft erledigt hatte,  so wollte ich diese Prozedur auch für alle Bühnen der Bundesrepublik durchziehen, um bei den zukünftigen Festivals in meinen Entscheidungen ein Höchstmaß an Unabhängigkeit haben zu können. Glücklicherweise fiel mir für dieses Vorhaben eine thematische Klammer ein: FAUST. Karl Theens, der Leiter des Faust-Museums in Knittlingen hielt einen Vortrag zum historischen Faust, Günter Schnorr hielt einen Vortrag zum Fauststoff im Figurentheater, und eine Podiumsdiskussion mit sechs Fachleuten trug Vertiefendes bei.

Vor allem aber spielten sieben Theater den Faust. Barry Smith aus London spielte den Faust von Marlowe, einen Handpuppenfaust mit einer selten zu sehenden zelebrierten Akkuratesse in der Führung, ein Kunstgenuss erster Güte, übertroffen noch von Walter Büttner, dem Ballettmeister des Handpuppenspiels mit den Figuren von Fritz Herbert Bross. Lutz Werner Bille, der Meister der verschiedenen Stimmen, zeigte mit seiner Frau Gerda den Marionettenfaust, der sich zur Überraschung vieler Zuschauer vom Handpuppenfaust inhaltlich kräftig unterschied. Alle Aufführungen natürlich live gesprochen.

Den Blick über die seit 33 Jahren versteinerten Formen des Figuren-theaters unseres Landes hinaus hatte ich mit zwei Inszenierungen eingefangen, einmal mit einer Art Performance mit großformatigen Tuch-Elementen von Tone Brulin, den ich als Autor absurder Theatertexte aus meiner Zeit bei der Hamburger Studentenbühne kannte, dann aber noch entschiedener mit einer Tanzcollage von Ulrike Grossarth, die sich aus dem Universum des Tanzes mit körperlichen Elementen in den Grenzbereich zum Figurentheater begab.

Mein Festival 1978 stellt den Wendepunkt im Figurentheater Deutschlands dar. Drei Projektergebnisse aus dem Figurentheater-Kolleg wurden dem Festivalpublikum als Produktionen der DIP-Werkstattbühnen I, II, und III bei freiem Eintritt gezeigt. Figuren aus purer Fantasie, nie gesehen, für kurze Aktionen auf der Straße, Riesenfigur und Masken in der Art des 'Bread and Puppet Theatre', unter der Leitung von Axel Gros von eben diesem Theater kommend und ein literarisches Maskenspiel nach Ghelderode, geleitet von Dieter Marks.

Eine vollkommen neue Formensprache war entstanden, von Null, aus dem Nichts, ohne Vorbilder in Deutschland. Oskar Schlemmer, an den man als einzigen hätte denken können, war weit weg und gut vergraben, dazwischen lagen fast fünfzig Jahre und der Zusammenbruch aller menschlichen Werte und eine Kunstfeindschaft, im Figurentheater, die ich mit der weiter-wirkenden untergründig-dominanten Ideologie der Wandervogelbewegung (Hohnsteiner und Epigonen) und des Nationalsozialismus erklärt habe. Diesen noch viele Jahre wirkenden Kräften wurde 1978 erstmals das Neue entgegengesetzt. 1978 war die Schale geknackt.

 

BIELSKO-BIALA

 

Die unter unüblichen Umständen im Vorjahr zustande gekommene Einladung des Staatlichen Figurentheaters Banialuka aus Bielsko-Biala (VR Polen) erwies sich für mich als Glücksfall, weil dieses Theater alle zwei Jahre im Anschluss an mein Festival im Mai ein Figurentheaterfestival veranstaltete, bei dem neben polnischen Bühnen auch solche aus anderen sozialistischen Ländern, sogar aus der Mongolei oder aus Vietnam (nicht jedoch aus der DDR) zu besichtigen waren. Dieses Festival wurde für mich zu einer wichtigen Informationsbörse.

Bielsko-Biala, südöstlich von Kattowitz an den Beskiden. Mit dem Flugzeug nach Warschau, von dort nach Kattowitz, von dort auf der überdachten Pritsche eines Kleinlasters, auf dem einige Sitzgelegenheiten angebracht waren. Immer wenn die Straße hügelabwärts führte, wurde der Dieselmotor abgestellt, nicht Leerlauf, sondern aus. Das war neu. Mir gegenüber saß eine ausnehmend elegant gekleidete und sehr schöne Dame mittleren Alters mit einem selten sinnlichen Gesicht. Wir lächelten uns an, sprachen nicht miteinander, sie sprach mit dem Fahrer. Frau Domanska war jene Mitarbeiterin des Kulturministers, welche für alle Figurentheater des Landes in Personal- und Geldangelegenheiten zuständig war. Mir wurde als Übersetzerin eine ruhige ältere Dame zugeteilt, die sich zwar stets in meiner Nähe aufhielt, etwas mißmutig, vom Übersetzen aber nicht viel hielt. Nachdem ich mir zweimal die Antwort 'das ist unwichtig' abgeholt hatte, benutzte ich sie nur noch für die Kontakte mit Intendanten anderer Bühnen.

Da ich die Sprachen nicht verstand, konnte ich mich auf die bildlichen und dramaturgischen Umsetzungen und somit auf die Stärken des Figurentheaters konzentrieren. Dabei bemerkte ich, daß die Polen eine besonders augeprägte Gabe zu bildlichen Darstellungen haben, ganz im Gegensatz zu uns Deutschen, was für mich nicht selten dann sehr deutlich wurde, wenn ich Figurentheater-Inszenierungen aus der DDR sah. Und es fiel mir zu meiner Überraschung auf, daß die polnische Sprache eine sehr melodische und mit ihren Nasallauten auch eine sehr angenehme Sprache ist, ganz im Gegensatz zum Schriftbild für alle jene, welche - wie ich - zu slawischen Sprachen keinen Zugang haben.

Auschwitz war nicht allzu weit entfernt. Das Stammlager machte auf mich nicht den fürchterlichen Eindruck, den ich erwartet hatte. Im Gegenteil, die zweigeschossigen Gebäude aus dunkelroten Ziegelsteinen erinnerten mich eher an eine bürgerliche Wohnsiedlung, alles ein wenig zu sehr in Reih und Glied, hier sollten Millionen Menschen industriell ermordet worden sein? Und selbst die zigtausend Brillen auf einem großen Haufen hinter Glasscheiben oder die Haufen von Koffern, Schuhen und Haaren, die dort im Museum zu besichtigen waren, das alles erinnerte mich eher an eine Kunstinstallation als an Dokumente menschlichen Unterganges. Das Grauen wurde nicht greifbar, blieb seltsam entfernt. Die Fotos, Schriftdokumente, alles wurde verstanden, die Zahlen wurden zur Kenntnis genommen, nicht angezweifelt, natürlich nicht, aber der Schrecken, die Ungeheuerlichkeiten menschlichen Tuns, tja, soll wohl so gewesen sein.

Drei Kilometer weiter dann das Lager Birkenau. Den Namen kannte ich nicht. Hier wurde mit Wucht alles unwiderruflich erfahrbar und emotional eingebrannt, was sich im Stammlager nicht vermitteln wollte. Hier lag die industrielle Mordmaschine vor den Augen, ausgebreitet auf einem riesigen Feld von mehreren Hundert Metern Seitenlänge, umstellt von Betonpfählen, Elektrodrähte zwischen ihnen mit unglaublich vielen regelmäßig angeordneten nach oben gerichteten Zeigefingern, die gemauerten Schornsteine der nicht mehr vorhandenen Holzbaracken mit ihren hölzernen Schlafstellen einer Massenmenschenhaltung zum Zwecke von Ausbeutung und Vernichtung. Der Güterzug fuhr in gesamter Länge hinein an die Rampe, Selektion, noch arbeitsfähig oder nicht, sofort in die Gaskammern oder in die Holzbaracken, hinter den Gaskammern die Brennöfen, in deren Türen aus Gußeisen der Name Topf. Er sollte mir begegnen, Hartmut Topf, Sohn des Ofenbauers.

In den Zeiten des Kalten Krieges in seiner ausgeprägtesten Form, als die UdSSR ihre SS20 Atomraketen modernisierte und die Amerikaner ihre Pershing II Atomraketen auch in der BRD in Stellung brachten, mit der Krise 1983, die in nichts der Kuba-Krise nachstand und Mitteleuropa auszulöschen drohte, fuhr ich von 1980 bis 1988 regelmäßig zum Festival und lud von dort Bühnen aus Ländern des Ostblocks zur FIDENA ein. Die Autofahrten von gut Tausend Kilometern von Bochum aus waren einsame Fahrten auf schlechten Straßen, zwischen Dresden und Bautzen wuchsen die Bäume auf einer ehemaligen Autobahn, ihnen und den gigantischen Schlaglöchern war kunstvoll auszuweichen. Die Durchfahrt durch die DDR war eine ungemütliche Fahrt durch Feindesland. Es begann an der Grenze mit dem für die gesamte DDR typischen Geruch verbrannter Braunkohle, der mich erst an der Grenze zu Polen verließ. Die Grenzabfertigungen auf DDR Seite dauerten jeweils von 30 Minuten bis zu 2 Stunden, abhängig vom aktuellen Kältegrad des Kalten Krieges. Motorhaube auf, Kofferraum auf, alle Türen auf, Rücksitze hochgeklappt, warten, verkniffene Gesichter überall, Verkrampfung total. An Gotha, Erfurt, Weimar mit dem Turm des Konzentrationslagers Buchenwald darüber, Jena, Gera, Karl-Marx Stadt, Dresden, stets vorbei, niemals hinein und an der polnischen Grenze in Görlitz plötzlich mittelmeerländische Leichtigkeit, Abfertigung einigermaßen flüssig und die Straßen in einem weitaus besseren Zustand. Allerdings noch die lange Fahrt vorbei an Breslau und Oppeln nach Kattowtz, von dort südlich in die Beskiden nach Bielsko-Biala, dem südöstlichsten Grenzort eines vergangenen Deutschen Reiches.

Mit der FIDENA sprach ich vor allem das erwachsene Publikum mit herausragenden künstlerischen Inszenierungen an, diese Inszenierungen waren jedoch im Ostblock nur in Ausnahmefällen zu finden. Die Figurentheater waren von Obraszov im Auftrag Stalins gleichgeschaltet worden, alle benutzten die aus China eingeführten Stockfiguren und spielten für das Kinderpublikum, mit großen Ensembles auf Stadttheaterbühne. Zu jeder FIDENA lud ich zumindest eine Inszenierung aus dem Ostblock ein, Kinderinszenierungen, sprachlich unbekannt, inhaltlich leicht verständlich, visuell und musikalisch immerhin mitreissend.

Erst 1981 konnte ich mit dem Staatlichen Puppentheater Neubrandenburg (DDR) eine Arbeit für das erwachsene Publikum einladen, dann 1983 Ricarova/Vitek aus Hradec Kralove (CSSR) und ab 1985 Wroclaw (Breslau), Minsk,Vilnius, Tomsk. Diese Theater hatten sich von den Vorgaben Stalins gelöst und für sich freie Formen des Figurentheaters in Technik und Darstellung gefunden.

Die besondere Begabung der Polen zur bildlichen Darstellung fiel mir in den szenischen Ausstattungen und in den Plakaten zu den Figurentheater-Inszenierungen auf. Bei einem Gespräch mit Jerzy Zitzman entwickelte ich die Idee für eine Ausstellung solcher Plakate in Deutschland. Eine Sammlung dieser Plakate existierte jedoch nicht. Jerzy Zitzman überraschte mich einige Monate später mit einer schweren Rolle mit ca. 80 Plakaten aller 25 Staatlichen Figurentheater Polens. Etwa 30 Plakate wählte ich für eine Wanderausstellung aus, ließ paßgenau für jedes Plakat eine Sperrholzplatte (Pappelholz, 6mm stark) zuschneiden, ließ das Plakat drauflegen und mit einem Stück Klarsichtfolie umschließen, festgeklebt auf der Rückseite der Platte. Die Ausstellung konnte zusammen mit einer von mir entworfenen Kunstmappe zum erstenmal auf der 25. FIDENA im Mai 1981 gezeigt werden. Viele Jahre lang zeigte das Institut diese Ausstellung in vielen anderen Städten der Bundesrepublik: POLNISCHE PLAKATE FÜR FIGURENTHEATER, mit der Kunstmappe und einem Vortrag von mir.
 

DAS PROGRAMMHEFT

 


 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DEUTSCHES INSTITUT FÜR PUPPENSPIEL